Succession Staffel 1 Episodenguide: Alle Folgen im Überblick! (2024)

Es ist inzwischen ein offenes Geheimnis, dass der amerikanische Kabelsender HBO, der mit Serien wie ,The Sopranos', ,Deadwood' und ,The Wire' Anfang des Jahrtausends das goldene Zeitalter des Fernsehens einläutete, längst nicht mehr die erste Adresse ist, wenn es um innovative und mutige neue Formate geht“, schrieb ich am 4. Juni in meiner Kritik zur Pilotepisode von Succession. „Besonders gestern Abend wurde das deutlich, als beim Premiumkanal mit ,Succession' ein Familiendrama an den Start ging, dessen zentrale Konflikte schon vor über vierzig Jahren in der Serie ,Dallas' oder später auch in ,Dynasty' alias ,Der Denver-Clan' und vor wenigen Wochen erst wieder in ,Trust' behandelt wurden.

Wie ahnungslos man nach der Sichtung einer einzigen Episode doch sein kann... Inzwischen bin ich etwas klüger und habe die komplette Auftaktstaffel von Succession gesehen - alle zehn einstündigen Episoden - und weiß, wie unvergleichlich und daher sehenswürdig die Kapitalismuskritik von Jesse Armstrong („The Thick of It“) tatsächlich ist. Besonders in Zeiten von #PeakTV sucht man als Serienkritiker ständig nach etwas Neuem, Gewagtem, Frischem, weshalb es umso schlimmer ist, wenn man neue, gewagte, frische Serien nicht sofort erkennt und stattdessen vorschnell verschmäht. Hiermit will ich Buße tun für meinen elenden Instinkt, denn dies könnte ungelogen die beste neue Serie des Jahres sein - zumindest, sofern mir der Rezenzeffekt keinen Streich spielt, denn Killing Eve und Trust waren sicher auch nicht schlecht.

Ist es ein Drama? Ist es eine Komödie? Nein, es ist „Succession“!

Ein Familiendrama um einen Milliardärsclan aus New York oder ein Billions-Verschnitt war nun wirklich das letzte, worauf ich Lust hatte, als ich vor zwei Monaten die Auftaktepisode sah. Anfangs war es wahrscheinlich nur der packende Soundtrack des „Moonlight“-Komponisten Nicholas Britell, der mich dennoch dranbleiben ließ. Spätestens nach der vierten Episode mit dem wunderbaren Titel Sad Sack Wasp Trap - übrigens nur der zweitbeste Episodentitel nach Sh*t Show at the F**k Factory -, wurde mir dann aber eines plötzlich klar: Succession soll vielmehr lustig anstatt tragisch sein! Das Werk des Serienmachers Armstrong erinnert dabei überraschend stark an Veep, eine Politikkomödie, an der der Brite ebenfalls beteiligt war.

Niemand beleidigt sich so schön wie Familie Roy, die schwerreiche Mediensippe, deren Name nicht zufällig auf Französisch „König“ heißt. Am wortgewandtesten ist der jüngste Sohn Roman (Kieran Culkin), dicht gefolgt von seinem Schwager Tom (Matthew Macfadyen), dem angehenden Ehemann von Shiv (Sarah Snook), das Lieblingskind des großen Patriarchen Logan (Brian Cox). Die zwei tragischsten Figuren unter diesem Ensemble weltfremder Soziopathen sind der älteste Sohnemann Connor (Alan Ruck), der völlig übersehen wird, bis er sich entscheidet, als Präsident zu kandidieren, und der Drogenjunkie Kendall (Jeremy Strong), der sich nicht zu Unrecht selbst als einzig wahren Thronfolger betrachtet.

Kürzlich hatte ich die Ehre, Sir Brian Cox zu interviewen, wobei er mir verriet, dass die gesamte Serie Succession als sokratische Satire über den scheiternden Kapitalismus der westlichen Welt gedacht sei (hier das vollständige Transkript). Armstrong und Konsorten sei es darum gegangen, das groteske Verhalten der reichsten Superreichen anzukreiden. Wer in einen wohlhabenden Stammbaum geboren wird, kann einmal scheitern oder zweimal oder hundertmal und bekommt doch immer wieder neue Chancen - denn Reichsein ist eine Superkraft. Der Übervater Logan, der sich selbst aus ärmlichen Verhältnissen befreit hat, verachtet das Anspruchsdenken seiner Kinder und unterstützt es doch mit jeder seiner Taten.

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Seinen Sohn Kendall, der ihn um jeden Preis beerben will, verachtet Logan für seine Schwäche. Aber, als Kendall ihm beweisen will, aus welchem Holz er tatsächlich geschnitzt ist, indem er seinen eigenen Vater hintergeht und nicht nur einen, sondern gleich zwei Putschversuche unternimmt, verstößt er ihn. Einen Mann wie Logan Roy kann man nicht zufriedenstellen - übrigens einer der Gründe, warum der schottische Bühnenschauspieler Cox seine Figur mit dem ihm bestbekannten Shakespeare-Charakter König Lear vergleicht. Denn auch Logan vertraut das operative Geschäft zunächst dem Kind an, das nur das sagt, was er hören will, da es viel zu unreif ist, um eigene Entscheidungen zu treffen. Die Rede ist natürlich von Roman, dem zumindest ich persönlich nicht einmal meine Zimmerpflanzen überlassen würde.

Das klügste seiner Kinder, die politische Beraterin Shiv, hat nie versucht, ihm zu imponieren, da sie als Frau ohnehin keine Chance gehabt hätte. Stattdessen lässt sie sich sogar auf seinen Erzfeind ein, den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Gil Eavis (Eric Bogosian). Gil geht gegen alles vor, wofür Logan und seine alten republikanischen Freunde stehen: Fracking, globale Erwärmung, Konservatismus... Dabei zeigt der bierernste Lockenkopf diverse Parallelen zu Logans Bruder Ewan (James Cromwell), der ebenfalls zum linken Spektrum gezählt werden kann, doch zugleich der Einzige ist, der Logan wirklich kennt und im Ernstfall am loyalsten zu ihm steht - abgesehen von seiner dritten Ehefrau Marcia (Hiam Abbass) vielleicht.

Seine Familie kann man sich nicht aussuchen...

Besonders in der zweiten Staffelhälfte legt Succession einen echten Lauf hin. Die erste große Highlight-Episode war für mich persönlich Austerlitz, in der sich der Roy-Clan bei Connor im Niemandsland von New Mexico trifft, um den eigenen Zusammenhalt zu stärken, nachdem der Aktienkurs aufgrund der vielen Streitigkeiten schwer zu leiden hatte. Wirklich glücken will die Familientherapie allerdings nicht, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass der Hauptstörenfried Kendall gar nicht eingeladen wird und stattdessen in einer Methhöhle versackt, aus der ihm erst sein eigentlich viel verantwortungsloserer Bruder Roman heraushilft. Hier ereignet sich zudem die erste von zwei denkwürdigen Autoszenen rund um Kendall: „A-weema-weh, a-weema-weh, a-weema-weh, a-weema-weh...

Ebenfalls unvergessen bleibt natürlich der von Roman organisierte Junggesellenabschied für Tom in der Episode Prague. Die legendären „Fly Guys“, von denen wir nicht mehr als ihren Spitznamen erfahren, dürfen zwar nicht mitmachen, doch der Rest der Gruppe erlebt dafür die Nacht der Nächte. Shiv, die ohnehin eine offene Beziehung bevorzugt, erlaubt Tom kurzerhand jegliche Form des Fremdgehens und dieser nutzt den Freifahrtschein für einen blowj*b mitsamt eigenmündigem Samenverzehr. Er selbst beschreibt die Orgie mit den Worten: „So hot!“ Dass seine Zufallsbekanntschaft von niemand Geringerem als Caitlin FitzGerald (Masters of Sex) gespielt wird, kann bei all dem Wahnsinn in Succession niemanden mehr überraschen. Und dass sie wenig später von Roman als Date zu Toms Hochzeit mitgenommen wird, schon gar nicht.

Und damit wären wir auch schon beim poetisch perfekten Abschluss dieser Staffel. Cox selbst vergleicht Succession mit Shakespeare und wer Shakespeare kennt, weiß, dass eine Komödie mit einer Hochzeit zu enden hat und ein Drama mit einem Todesfall. Doch diese Serie ist eben beides, weshalb erst geheiratet und dann gestorben wird. Shivs und Toms Hochzeit selbst hat natürlich auch so noch einige Höhepunkte zu bieten wie zum Beispiel den ersten Auftritt der Matriarchin Lady Caroline Collingwood (Harriet Walter) oder den belastenden Beziehungsstreit zwischen Tom und Cousin Greg (Nicholas Braun) - mein persönliches Dreamteam dieser Serie -, doch schlussendlich ist der Tod das wahre Hauptereignis.

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Succession hat mehrere Episoden gebraucht, um mir klarzumachen, dass die Serie kein Drama, sondern eine Komödie ist - eine der lustigsten des Jahres übrigens. Aber dann kommt dieses Finale in der Episode Nobody Is Ever Missing und plötzlich sind wir zurück beim Drama, der rohsten Form von Drama überhaupt. Ausgerechnet am Tag der Trauung seiner Schwester soll Kendall auf Verlangen seiner Mitverschwörer die Übernahme des Konzerns seines Vaters initiieren. Kein Wunder, dass er diese Last bloß mit einer Extradröhnung verträgt, die er sich von einem der Kellner der Feier verspricht. Doch auf dem Weg zum Dealer kommt es zur Katastrophe: Kendall und der Kellner rasen in einen Fluss und die Servicekraft ertrinkt.

Kendall will das Unglück unter den Teppich kehren, doch sein übermächtiger Vater, der sein Vermögen mit Informationen machte, ist schon längst im Bilde. Statt seinem Sohn tatsächlich eine starke Schulter anzubieten, nutzt der Patriarch die Tragödie als Rettung vor der drohenden Rebellion, der sogenannten Bärenumarmung. Kendall hat die Wahl: Entweder er stoppt die feindliche Unternehmensübernahme oder er geht ins Gefängnis. Am Ende liegt er schluchzend in den Armen seines Vaters, der ihm sanft und trotzdem unglaubwürdig die folgenden Worte ins Ohr flüstert: „Du bist mein Junge Nummer eins. Mein Junge Nummer eins.“ Genau das wollte Kendall hören, von Anfang an.

Das Leben in den Zeiten des Postkapitalismus

Die Art und Weise, wie Strong die Szene spielt, ist wirklich sagenhaft: Völlig verrotzt und hyperventilierend steht er da vor Cox und schenkt Succession somit den emotionalen Höhepunkt dieser grandiosen, unberechenbaren Auftaktstaffel. Staffel zwei ist zum Glück bereits bestellt. Laut dem Interview mit Cox können sich die Zuschauer nächstes Jahr auf viele Vertiefungen der ohnehin schon höchst abstoßenden und dennoch faszinierenden Charaktere freuen: Wie sieht beispielsweise Logans mysteriöse Vergangenheit aus? Oder wie geht es mit dem Wunderkind Roman weiter, das sein Leben lang stets unter dem eigenen Potential blieb? Und ist der verlorene Sohn Kendall wirklich wieder zurückgekehrt? Die Familienfehden bleiben weiter spannend, obwohl der eigentliche Kern der Serie viel größere Themen umfasst.

Kaum eine Szene führt den neoliberalen Postkapitalismus derart ad absurdum, wie Romans missglückter Raketenstart im Finale. Eine Weltraumcrew in Japan wäre beinahe gestorben, weil der kleine Tunichtgut unnötig Druck gemacht hat. Wieso hat er so darauf beharrt, den Satelliten schnellstmöglich ins All zu schicken? Weil es ein nettes Geschenk zur Hochzeit seiner Schwester gewesen wäre und weil richtige Manager nun einmal Druck machen müssten. Als ihm Gerry (J. Smith-Cameron), der menschliche Spielball der Familie, schließlich mitteilt, dass die Opfer beim missglückten Start nur ein paar Daumen und Arme verloren hätten, scheint aber auch der dauerironische Roman ein wenig erleichtert.

Brian Cox behauptet, dass die Menschen auf der ganzen Welt langsam erkennen würden, welche lächerlichen Zustände die ungezügelte Geldgier der westlichen Wirtschaftsmagnaten mit sich bringe. Aus eben diesem Grund finde Succession derzeit überall Anklang. Jesse Armstrongs besondere Gabe, echte Probleme auf ihren tragikomischen Kern herunterzubrechen sowie der überragende Cast, der sowohl Humor als auch Drama in Perfektion beherrscht, dürften allerdings auch dazu beitragen, dass die Serie so sehenswert ist. Man mag sich anfangs ein wenig hineinquälen, doch all der Aufwand ist es wert, diese einzigartige Perle in all ihrer Pracht zu bestaunen. Wer mit dieser Serie nichts anfangen kann, hat ihr entweder keine echte Chance gegeben oder nie gelernt, allen, wirklich allen Facetten des Lebens etwas Lustiges abzuringen.

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Succession Staffel 1 Episodenguide

Succession Staffel 1
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Author: Arline Emard IV

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