Succession Staffel 2 Episodenguide: Alle Folgen im Überblick! (2024)

„You're not a killer. You have to be a killer.“ Sagt ein Vater seinem Sohn, als dieser fragt, ob er ihn jemals ernsthaft in Betracht gezogen hat, um eines Tages das Familienimperium zu übernehmen. Sagt ein Vater seinem Sohn, den er genau in diesem Moment ans Messer liefert, um einen Skandal auszubaden, für den eigentlich er selbst verantwortlich ist. Sagt ein Vater seinem Sohn, der noch immer völlig traumatisiert ist, weil er erst vor wenigen Monaten tatsächlich einen Menschen tötete - was der Vater natürlich weiß und zu verschleiern half. Es scheint, als würden alle 20 bislang ausgestrahlten Succession-Episoden auf diese beiden Sätze im zweiten Staffelfinale This Is Not for Tears hinauslaufen. So wie Brian Cox sie spricht, bricht es einem das Herz. Und so wie Jeremy Strong mit seiner Mimik reagiert, möchte man einfach nur noch weinen.

Succession ist auch 2019 wieder die beste Serie des Jahres und in vielerlei Hinsicht hat die zweite Season das tragikomische HBO-Familiendrama sogar auf eine neue Ebene gehoben. Während in der Auftaktstaffel die Roy-Erben Kendall (Strong), Roman (Kieran Culkin) und Shiv (Sarah Snook) nur wie verzogene Rotzlöffel mit überzogenem Anspruchsdenken rüberkamen, sind sie nun endlich erwachsen geworden und jeder Einzelne von ihnen würde einen formidablen Thronfolger des Patriarchen Logan (Cox) abgeben. Und auch dessen Motive wurden deutlicher denn je, nachdem er anfangs ein so perfektes Pokerface beibehielt, dass man ihn nicht im Geringsten greifen konnte.

Die Stärken, Schwächen und Ziele aller wichtigen Akteure sind nun also klar. Jetzt kann das Spiel der Macht so richtig losgehen. Ein Glück, dass Succession bereits vorzeitig um eine dritte Staffel verlängert wurde, denn mit diesem Cliffhanger hätten viele Fans andernfalls sicher den Verstand verloren. Da die Serie so viele Parallelen zum Fantasyhit Game of Thrones vorweist - mit Ausnahme der magischen Elemente und der astronomischen Einschaltquoten selbstverständlich -, könnte man sagen, dass wir diese Woche Zeugen wurden von der Roy'schen roten Hochzeit. Der Showrunner Jesse Armstrong hat uns alle auf dem falschen Fuß erwischt. Was für ein Finale!

Sex, Lies, and Kreuzfahrtschiff

Leider ist es unmöglich, alle fantastischen Nebenhandlungsstränge der neuen Staffel vollends durchzusprechen - von Connors (Alan Ruck) peinlicher Präsidentschaftskampagne und dem gefloppten Theaterstück seiner Geliebten Willa (Justine Lupe) über Romans Romanze beziehungsweise sexuelles Abenteuer mit Familienschoßhund Gerri (J. Smith-Cameron) bis hin zu Cousin Gregs (Nicholas Braun) Bemühungen, ein echter Mann zu werden. Dennoch hängt in der komplexen Erzählweise von Succession alles irgendwie miteinander zusammen. Zwar wirkt manches manchmal chaotisch, doch wahrscheinlich ist das sogar beabsichtigt. Die Superreichen sind sprunghaft und launisch - und genau das macht sie so unterhaltsam. Ähnlich war es ja schon mit den Göttern der griechischen Sagen.

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Die zwei Haupthandlungsstränge, die sich etwa zur Mitte der Season die Klinke in die Hand drücken, sind die zum Scheitern verurteilte Fusion mit dem prinzipientreuen Pierce-Clan, angeführt von Old Nan (Cherry Jones) und Rhea Jarrell (Holly Hunter) - die zwei wohl wertvollsten Neuzugänge der Serie -, sowie der hausinterne sexuelle Belästigungsskandal von Waystar Royco, der landesweit für Schlagzeilen sorgt und für den die Roys sogar in den Kongress vorgeladen werden, um sich vor der Öffentlichkeit zu verantworten. Diese Affäre ist es auch, die am Ende einem Mitglied der Familie den Kopf kosten wird. Und die gesamte Finalfolge dreht sich um die Frage, wer für dieses Blutopfer am besten geeignet wäre.

Der Geburtsort der Geschichte ist die Kreuzschifffahrtssparte des Roy'schen Firmenkonglomerats, in der ein gewisser Mo-Lester jahrelang Mitarbeiterinnen zum Geschlechtsverkehr zwang. Und passenderweise auf einer Luxusyacht soll die Sache nun beerdigt werden. Logan hat die ganze Familie und seine wichtigsten Funktionäre eingeladen, um gemeinsam durchzusprechen, wer das Ganze ausbaden muss. Was folgt, ist die wohl Succession-artigste Szene der bisherigen Seriengeschichte. Mit lächerlicher Höflichkeit versuchen sich alle Anwesenden gegenseitig vor den Zug zu werfen, wobei sich schnell der arme Tom (Matthew Macfadyen) als großer Loser dieser Season herauskristallisiert. Sogar seine Frau Shiv scheint zunächst für ihn als Opfer zu plädieren. Erst kurz vor Schluss besinnt sie sich und wirft damit gleichzeitig alle ihre Chancen über Bord, jemals das Ruder zu übernehmen. Ihr Vater hatte sie erstmals als potentielle Nachfolgerin in Betracht gezogen, doch nun erkennt er, dass sie keine schwierigen Entscheidungen treffen kann. Auch sie ist schlichtweg kein Killer...

Der verlorene Sohn schlägt zurück

Logan jedoch ist ein Killer. Und als solcher scheut er sich auch nicht davor, sein eigen Fleisch und Blut zu killen. Wie eingangs erwähnt, fällt seine Wahl schließlich auf Kendall, der ihn immerhin einst hintergehen wollte. Auch der Rest des Vorstands ist damit zufrieden. Gerri lobt beispielsweise, dass die Auslieferung von Logans erstgeborenem Sohn ein starkes Zeichen wäre, bis sie sich daran erinnert, dass ja eigentlich Connor der erstgeborene ist. Wem bis jetzt nicht klar war, welch niederen Stellenwert der unreife Junggeselle in der eigenen Familie hat, der weiß es spätestens jetzt. Fast noch bemitleidenswerter ist vielleicht sogar die Szene, als er sich selbst als Opfer anbietet und niemand ihn wirklich ernst nimmt. Echte Vaterliebe kriegt stattdessen diesmal nur Roman zu spüren, der nach seiner Tortur in der Türkei zum alleinigen COO befördert wird. Auch er hat sich diese Staffel extrem gut entwickelt und man würde ihm durchaus noch mehr zutrauen.

Gar nichts mehr zugetraut hätte man derweil Kendall, der so schuldbewusst und willig zur Schlachtbank schreitet, dass man sich fast für ihn freut, weil er im Gefängnis endlich Erlösung finden könnte - und vermutlich auch clean werden würde. Doch natürlich kommt es anders: Statt seinem Vater zu beweisen, dass er immer nur ein braver Gefolgsmann sein wird, ergreift er nun selbst die Initiative. Statt vor den Augen des gesamten Landes die Verantwortung für den Skandal übernehmen, sticht er seinem Vater ein sprichwörtliches Messer in den Rücken. Gemeinsam mit Greg, dem man so viel Chuzpe auch nie zugetraut hätte, legt er Beweise vor, dass Logan über alles Bescheid wusste und folglich selbst hinter Gittern sitzen sollte. Doch Logan scheint keineswegs wütend auf Kendall zu sein, sondern stolz. Sein Sohn ist also doch ein echter Killer...

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Staffel drei wird zeigen, ob der alte Patriarch tatsächlich ins Gefängnis gehen wird und ob er notfalls noch ein paar seiner Untergebenen mitnimmt. Auch gegen Kendall hätte er genügend belastendes Material - man denke nur an den toten Kellner -, doch wahrscheinlicher ist es, dass Logan seinen Sohn für dessen Mut belohnt und ihm sein Imperium nun guten Gewissens überlässt. Trotzdem stellt sich die Frage, ob die Anleger nach diesem Skandal nicht lieber jemanden, der nicht den Nachnamen Roy trägt, an der Firmenspitze haben wollen. Zwar wirkt die Szene zunächst wie der krönende Abschluss der Familienfehde, doch im Prinzip ist Succession nun spannender denn je. Das Spiel der Throne hat gerade erst begonnen, ähnlich wie damals bei Game of Thrones und der angedeuteten „Red Wedding“.

Die große Scham-Show

Wovon handelt Succession eigentlich? Wirklich von Macht und Intrigen? Von Familie und Feindschaft? Von Geld und Überfluss? Ja, aber mehr als alles andere steht hier das Thema Scham im Zentrum. Scham ist das Grundmotiv aller Hauptfiguren, mit Ausnahme von Logan, weshalb er lange Zeit wie eine überirdische Präsenz erschien. Nun hat auch Kendall die Scham endlich überwunden, obwohl er derjenige war, der bislang am meisten von ihr gegeißelt worden war. Sie ist der Grund, warum er den Drogen verfiel, warum er seine Frau verlor und auch sein Ansehen. All das war nötig, um ihn zu dem Punkt zu bringen, an dem er nichts mehr zu verlieren hat und somit alles gewinnen konnte. Shiv hingegen scheitert an der Scham, nämlich an der Scham gegenüber ihrem Mann Tom. Und Roman versucht am verzweifeltsten, seine Scham zu verschleiern, wobei seine Potenzprobleme zeigen, dass er ebenfalls sehr unter ihr zu leiden hat.

Auch das ist charakteristisch für Succession: das Fehlen von expliziten Sexszenen beziehungsweise Sexszenen, die sinnlich und erotisch sind, statt peinlich und unangenehm. Mitte der Season gibt es beispielsweise einen Moment, als Kendall mit seiner neuen Freundin Naomi (Annabelle Dexter-Jones) anbandelt. Doch statt am nächsten Morgen nach einer heißen Nacht neben ihr aufzuwachen, wacht er allein in seinem Bett auf, das er im Drogenrausch volldefäkiert hat. In Sachen Peinlichkeit trotzdem kein Vergleich zu seiner Hip-Hop-Einlage in der Episode Dundee. So sieht die Realität der Schönen und Reichen in Succession aus. Und auch aus der geplanten Ménage-à-trois zwischen Shiv, Tom und einer wunderschönen Maniküristin an Bord der Privatyacht wird am Ende nichts, weil die Scham schließlich überwiegt. Besonders für eine HBO-Serie ist diese magere Bilanz an Nacktszenen sehr auffällig.

Dennoch oder gerade deswegen ist Succession grandios. Mit ihren meisterhaften Einzeilern und poetischen Beleidigungen, mit ihren dekadenten Drehorten und Kulissen, mit ihren unfassbar starken Darbietungen, insbesondere von Jeremy Strong und Brian Cox, und mit ihrer genresprengenden Mischung aus Komik und Tragik sowie der stets packenden Hintergrundmusik wird sich die Serie mit ziemlich großer Sicherheit irgendwann als eine der ganz Großen unserer aktuellen Gegenwart eingliedern. Und wie gesagt: Eigentlich ist es ein Verbrechen, dass das Familiendrama so viel weniger Aufmerksamkeit erhält als damals Game of Thrones, denn rein mit Blick auf die Motive und den Stil sind die zwei Formate wirklich Zwillinge im Geiste. Einzig das Setting ist natürlich grundverschieden. Dennoch kann man jede/-n nur bemitleiden, die/der dem Meisterwerk von Jesse Armstrong noch keine Chance gegeben hat.

Der Succession-Soundtrack hat jetzt auch Lyrics:

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